Christoph Wyneken
absolvierte seine Studien an den Hochschulen in Berlin, Detmold und Austin (Texas USA). Dabei ist besonders die pädagogische Arbeit mit Andor Toth (Galamian Schule) und George Neikrug (Dounis Schule) zu erwähnen, welche Christoph Wyneken in entscheidender Weise geprägt haben.
Christoph Wyneken war 20 Jahre 1. Konzertmeisters der Radiophilharmonie des NDR Hannover. Er spielte auch bei den Berliner Philharmonikern.
Es entstanden Rundfunkaufnahmen, Solokonzerte und Konzertreisen im In- und Ausland. Christoph Wyneken war Mitglied im Berliner Streichtrio, im Waldstein Klaviertrio und Geiger bei den Orfeo Kammersolisten.
Nach Beendigung einer fast zwanzigjährigen Laufbahn als erster Konzertmeister und aktiver Solist, verlagerte sich der berufliche Schwerpunkt auf die pädagogische Tätigkeit, wobei das Dirigieren immer mehr einen zentralen Platz einnahm.



Musikstudenten vieler Nationen werden ineinandergreifende Schwerpunkte wie Interpretation, Ensemblemusizieren, aber auch Analysen von Instrumentalhaltung, Bogen und linke-Hand-Technik in Verbindung mit bewusstem Training des Bewegungsablaufes vermittelt.
Kenntnisse und umfangreiche Erfahrung in der Korrektur physiologischer Abläufe im Instrumentalunterricht und als Teil eines musikalischen Ganzen haben für Wyneken einen wichtigen Stellenwert.
Auf den Streicherkursen in Tettnang am Bodensee haben sich diese Ideen verwirklicht. Zusammen mit den Hochschulkollegen und Freunden H.C. Schweiker Prof. HfM Aachen/Köln) , Sebastian Hamann (Prof. HfM Freiburg), Rudolf Rampf (Gastprof. Tambov, HfM Trossingen) und Alexandra Müller (Haltung und Bewegung, HfM Berlin/Stuttgart) werden wichtige und neue Ansätze der ganzheitlichen Streicherpädagogik vermittelt.
Christoph Wyneken im Interview
Wissen Sie noch wie sie zur Musik kamen?
Hausmusik hatte in meiner Kindheit und Jugend einen wichtigen Stellenwert. Es verging fast kein Wochenende, an dem in unserer Familie nicht musiziert wurde. Mein Vater war sehr musikalisch und der treibende Faktor: „Christoph, pack mal die Geige aus…“
Die Klassische Musik hatte in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg einen lebenserhaltenden Wert. Ich erinnere mich (ich war 7 Jahre alt) an ein Konzert mit den Berliner Philharmonikern unter Wilhelm Furtwängler im Titaniapalast, einem Kinopalast. Die Philharmonie war dem Erdboden gleich. Im Trauermarsch des 2. Satzes der 7. Sinfonie von Beethoven herrschte bei den Zuhörern eine Stimmung, die ich bis heute nicht vergessen kann.
Auch andere tief beeindruckende Konzerterlebnisse in Berlin haben mich dazu bewegt, Geiger und Musiker zu werden.
Was fasziniert Sie am meisten an Musik und warum?
Wenn einem die Worte fehlen, haben die Töne immer eine Antwort. Wenn der Mensch nicht mehr weiter weiß, kann die Musik auch in extremen Situationen helfen.
Gerade die s.g. klassische Musik, als Überbegriff gemeint, spiegelt in ihrer feinsinnigen Kunst und tiefgreifenden Ausdruckskraft die Stimmungen, Zusammenhänge und Räume wieder, mit denen wir tagtäglich konfrontiert werden und lernen, uns damit und darin zurechtzufinden.
Welcher Komponist oder welche Komponisten begeistern Sie am meisten und warum?
Als Musiker bin ich auf alles neugierig, was ich nicht kenne.
Allerdings: Seit meiner Jugend hat es mir Franz Schubert angetan – und ich komme jetzt auf ihn zurück. Schubert hatte 31 Jahre Zeit, um sein musikalisches Universum und die Intensität seiner grenzenlosen Botschaft zu entfalten und um diese in geschriebenen Noten an die Nachwelt zu überliefern. Es ist faszinierend, seinen musikalisch intimsten Botschaften zwischen Leben und Tod nachzuspüren. Gerade in sich wandelnden Zeiten stimmt es nachdenklich, sich dem unendlichen Fluss seiner verströmenden Musik immer wieder auszusetzen.
Was können Sie rückblickend aus Ihrer Erfahrung über das gemeinsame Musizieren mit Jugendlichen sagen?
Was kann ich dazu sagen?
Parallel zu meiner Tätigkeit als 1. Konzertmeister im NDR Hannover habe ich 1972 mit der Künstlerischen Leitung des LandesJugendOrchesters Baden-Württemberg begonnen.
Ich konnte mir damals nicht vorstellen, dass mich diese Aufgabe über 40 Jahre in Bann halten würde. Kinder und Jugendliche haben den von Natur aus angeborenen Wunsch, ein Instrument zu erlernen, um „miteinander zu spielen“.
Musik und gemeinsames Musizieren sind als „playground“ und als Vorbild für Reflexionen auf anspruchsvollen Ebenen, wie die Musik es in ihrer Einmaligkeit bietet, bei ihnen sehr willkommen!
Mit zunehmender Beherrschung des Instrumentes erlangen die jungen Musiker die Voraussetzung, um die Zusammenhänge, die uns die Komponisten in ihren Partituren großzügig zur Gestaltung überlassen, immer besser zu ergründen. Einer Schatzsuche gleich können die Musiker den Geheimnissen aus unbekannten Welten auf die Schliche kommen.
Kinder und Jugendliche bringen grundsätzlich ein bewundernswertes Potential an Motivation, Können und Disziplin mit. Nicht das Alter, sondern die individuelle Entwicklung eines Talentes, die Gelegenheiten und das Umfeld entscheiden über den Weg zur (frühen) Reife.
Warum zählt Ihrer Meinung nach das Quartett zu den anspruchsvollsten Musikformationen?
Das Streichquartett gehört zur „Königsklasse“ der Musikgattungen.
Vier Streichinstrumente – zwei Violinen, eine Bratsche und ein Cello – ergeben ein klassisches und ideales Format, um sich als Komponist in einer Welt unterschiedlichster Ausdrucksformen zu tummeln – besonders da, wo den Worten Grenzen auferlegt sind.
Die größten Komponisten haben sich des Streichquartettes bedient, um sich in der Gleichberechtigung von 4 Stimmen mit Affekten und Kontrasten kammermusikalisch und orchestral auseinanderzusetzen. Hochdifferenzierte musikalische Gebilde können nur über die Feinheiten des Streichquartetts hörbar und fühlbar gemacht werden.
Streichinstrumente verfügen vielleicht über die größte Farbskala im Vergleich zu anderen Instrumenten. Sie sind hochgradig empfindsame, aber auch virtuose Instrumente, die eine spezielle Artistik beider Hände erfordern, um sich dem Hörer in der ganzen Palette musikalischer Gestalten, Formen und harmonischer Spannungen mitzuteilen.
Wie meistert ihr alle gemeinsam diese Herausforderung?
Jeder einzelne Spieler vom Quartetto Paganino ist bereits ein hoch talentierter Musiker und Virtuose auf seinem Instrument.
Vor der ersten Probe kennt jeder seinen Part und das Werk, das neu erarbeitet wird.
Die Partitur spielt dabei eine wichtige Rolle, sodass jeder Spieler nicht nur seine Stimme, sondern das ganze Werk im Blick hat.
Es wird ein gemeinsames Konzept erarbeitet, so dass jeder Musiker – wie auf einer Bühne von Schauspielern – seine Rolle, seine Funktion und seinen Ausdruck im gemeinsamen Ablauf kennen lernt. Dabei ist die musikalische Gestaltung jedes Taktes ein hoher Anspruch an die Musiker.
Erst die Analyse, das musikalische Temperament und das perfekte Zusammenspiel – durch das Gehör immer weiter verfeinert – ergeben eine überzeugende Botschaft.
Wie würden Sie die Proben beschreiben?
Kopf, Herz und Hand – Disziplin, Humor und Leichtigkeit sind enge Verbündete.
Wie stellen Sie sich die Zukunft des Quartetto Paganino vor?
Vier junge Musiker sind auf ihrem Weg und haben bereits Außergewöhnliches erreicht. Was für ein Lebensgefühl!
Die Initiative, ein Ziel zu verfolgen, gute Musik zu machen und Konzerte zu spielen, ist für die Zukunft des Quartetto Paganino und jeden einzelnen Spieler von besonderem Wert.
Peter Weilacher hatte die Idee, ein Streichquartett zu gründen, es mit talentierten, jugendlichen Musikern zu besetzen und das Quartett nachhaltig aufzubauen. Er hat unser gemeinsames Ziel nie aus dem Auge verloren. Peter Weilacher gilt unser besonderer Dank, das Quartetto Paganino mit Herzblut und dem nötigen Rückhalt in die Zukunft zu begleiten.
Musik ist für uns alle ein essentieller Teil und wichtiger Begleiter.
Arbeiten wir gemeinsam weiter daran!
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Kontakt
So können Sie Christoph Wyneken kontaktieren
E-Mail: christoph.wyneken@gmx.de
Webseite: christoph-wyneken.de